Wildnisschule in Leipzig

Was macht eigentlich die Bänderschnecke im Sommer?

Im Juni beginnt die Bänderschnecke, die Kinderstuben für ihren Nachwuchs vorzubereiten: Sie gräbt kleine Löcher in die Erde, in die sie ihre 2 Millimeter großen Eier hineinlegt. Nach drei Wochen schlüpfen in den sicheren Behausungen bis zu 80 Babyschnecken.

Die Kleinen fressen hauptsächlich verrottende Pflanzenteile. Aber sie knabbern auch an frischen Pflänzchen, Pilzen und sogar toten Artgenossen herum. Nach zwei Wochen sind sie gestärkt genug, um sich an die Oberfläche zu wagen.

Bänderschnecke auf Holzstück

Regenliebhaberin: Wenn es draußen warm und feucht ist, fühlt sich die Bänderschnecke (hier eine Weißmündige Bänderschnecke, Cepaea hortensis) besonders wohl. Sie kriecht am Boden, aber auch hoch hinauf in die Baumkronen. (Foto: Vier Fährten)

Es dauert ganze zwei Jahre, bis eine Bänderschnecke ausgewachsen ist. Dann hat ihr Häuschen eine Größe von circa 2 bis 2,5 Zentimetern erreicht. Als erwachsene Schnecke präsentiert sie uns ihre prächtigen Färbungen: Von blassgelb über rosa bis violett sind alle Abstufungen dabei. Auch ihre Streifen am Häuschen, die namensgebenden Bänder, variieren. Manche Schnecken tragen gar keine Streifen, andere nur einen und wiederum andere sind gleich mit mehreren verziert.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass sich die Bänderschnecke damit vor Fressfeinden schützt. Im Wald zwischen Blättern und Zweigen sind gestreifte Häuschen viel schwieriger zu entdecken. Und auf der Wiese sind blasse Häuschen von Vorteil.

Bänderschnecke an Baum

Bunte Vielfalt im Leipziger Rosental: Eine Schwarzmündige Bänderschnecke (Cepaea nemoralis) mit nur einem dicken Streifen! (Foto: Vier Fährten)

Ein Streifen ist allerdings besonders wichtig: die Umrandung des Eingangs, auch Mündung genannt. Denn es gibt die Weißmündige und die Schwarzmündige Bänderschnecke. Das sind zwei verschiedene Arten, die sich auch nicht miteinander paaren können.

Bänderschnecke auf Finger

Irreführende Namen: Oft werden die beiden Arten noch Garten- und Hain-Bänderschnecke genannt, aber das sorgt nur für Verwirrung. Denn die weißmündigen Garten-Bänderschnecken kommen häufiger in Wäldern vor und die schwarzmündigen Hain-Bänderschnecken lieben Gärten, Parks und offene Wiesen. (Foto: Vier Fährten)

Bänderschnecken sind Zwitter, das heißt, sie besitzen sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsteile. Um einen Artgenossen zu finden, senden sie Duftstoffe aus. Haben sich zwei Liebende gefunden, richten sie sich auf und legen in einem langsamen Tanz ihre Unterseiten aneinander. Dann stülpen beide die Penisorgane aus und geben damit Spermien in die weiblichen Öffnungen des jeweils anderen ab.

Oft "schießen" die Schnecken dabei einen sogenannten "Liebespfeil" ab: Das ist eine winzige Lanze aus Kalk, die von einer Schleimschicht umgeben ist. Lange war nicht klar, warum sie das tun. Doch mittlerweile haben Forschende herausgefunden, dass der Schleim Hormone enthält, die dafür sorgen, dass bedeutend mehr Eier befruchtet werden. So ist bestens für die nächste Generation vorgesorgt.

Bänderschnecke Paarung

Schneckentanz: Die violetten Penisorgane liegen normalerweise im Körper. Sie werden nur zur Paarung ausgestülpt. Die gelbe Schnecke trägt einen Liebespfeil an der Seite. (Foto: Sonnyfishy, Wikipedia)

Übrigens: Schnecken sind nicht nur wichtig, weil sie die Natur von abgestorbenen Pflanzen befreien. Sie sind auch eine wichtige Nahrungsquelle für viele andere Tierarten. Singdrosseln zum Beispiel sammeln gezielt Bänderschnecken, die sie auf einem Stein aufklopfen, um an ihr Fleisch zu gelangen. Übrig bleiben die "Drosselschmieden", kleine Haufen aufgebrochener, leerer Schneckenhäuschen. Auch Glühwürmchen benötigen die Bänderschnecke, nämlich als Futter für ihre Larven. Und die verschiedenen Arten der Schneckenhaus-Mauerbienen benutzen wiederum die leeren Häuschen als Brutstätte für ihren Nachwuchs.

Aufgebrochene Schneckenhäuser

Drosselschmiede: Hier war eine Singdrossel sehr fleißig. Wenn Bänderschnecken nicht gefressen oder befallen werden, können sie bis zu 8 Jahre alt werden. (Foto: Docco, Wikipedia)

Zum Weiterforschen:

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