Wildnisschule in Leipzig

Was macht eigentlich der Europäische Maulwurf im Winter?

Wenn es über der Erde stürmt, schneit oder friert, zieht sich der Maulwurf in frostfreie Erdschichten zurück. Dort hält er jedoch weder Winterruhe noch Winterschlaf. Er bleibt aktiv. Für die insektenarme Zeit hat er sich Vorratskammern mit Regenwürmern angelegt. Damit die nahrhaften Würmer frisch bleiben, beißt er sie in den Kopf. So bleiben sie zwar noch am Leben, können aber nicht mehr wegkriechen. Bis zu 1,5 Kilogramm Regenwürmer häuft er pro Vorratskammer an!

Trotzdem spart der Maulwurf im Winter Energie und reduziert seinen enorm hohen Stoffwechsel. Dabei schrumpfen sein Schädel, sein Gehirn und seine inneren Organe um 11 Prozent. Im Frühling, wenn sich die Ernährungssituation wieder verbessert, vergrößern sich die Körperteile jedoch nur um 4 Prozent und erreichen nicht noch einmal ihre ursprüngliche Größe. Dieser sogenannte Dehnel-Effekt tritt auch bei Spitzmäusen auf, die mit dem Maulwurf verwandt sind.

Maulwurfshügel im Schnee

Verborgene Welt: Im Sommer hält sich der Maulwurf vor allem in den Gängen nahe der Oberfläche auf. Im Winter dagegen dringt er bis zu einem Meter Tiefe vor. Seine typischen Maulwurfshügel belüften das unterirdische Reich.

Wenn sich Ende Februar der Winter zurückzieht, beginnt für den einzelgängerisch lebenden Maulwurf die Paarungszeit. Die Männchen verlassen ihre Reviere und machen sich auf die Suche nach einem Weibchen. Die Weibchen markieren die Eingänge ihrer Bauten mit Duftstoffen und lotsen so die Männchen zu sich. Zusätzlich glucksen sie vor sich hin. Ja, sie glucksen! Und zwar so laut und eindringlich, dass die Maulwurfsmännchen sie nicht nur riechen sondern auch hören können.

Maulwurf in Erdloch

Männliche Weibchen: Maulwurfsweibchen sind intersexuell. Sie besitzen nicht nur Eierstöcke, sondern auch Hodengewebe! Das dort produzierte Testosteron macht sie ungewöhnlich muskulös und ebenso angriffslustig wie die Männchen. Nur eigene Spermien können die Maulwurfsweibchen nicht produzieren.

Bei der Paarung geht es ziemlich wild zu. Zum einen konkurrieren die Männchen untereinander und zum anderen rauft auch das Paar miteinander. Maulwürfe sind generell sehr aggressiv gegen alle, die ihr Alleinsein stören – und da man zur Paarung zu zweit sein muss, werden da schon mal ein paar Bisse verteilt. Zum Glück dauert das Ganze nur wenige Stunden, danach ziehen sich alle wieder zurück.

Wenn es im März und April endlich wärmer wird und mehr Insektenlarven im Boden unterwegs sind, vergrößert der Maulwurf sein Gangsystem. Denn mehr Gänge bedeuten mehr Nahrung: Fällt ein Regenwurm, eine Larve oder eine Spinne in seinen Gang, hört der Maulwurf es plumpsen und eilt herbei, um die Beute zu fangen. 

Maulwurf Nase

Einzigartige Sinne: Um sich vor Dreck zu schützen, trägt der Maulwurf über den feinen Ohren eine Hautfalte und kann bei Bedarf seine Nase verschließen. Außerdem hat er Tasthaare am Schwanz, um auch rückwärts kriechen zu können. Die Rüsselnase ist zusätzlich mit dem maulwurfstypischen Eimerschen Organ ausgestattet: Mit diesem besonderen Tastsinn spürt er nicht nur leichteste Erschütterungen, sondern sogar die elektrischen Impulse in den Muskeln seiner Beutetiere!

Auf der Speisekarte des Europäischen Maulwurfs stehen ausschließlich saftige Tiere: Er frisst neben Regenwürmern auch Schnecken, Raupen, Engerlinge und sogar Mäuse. Um die zu erwischen, geht er alle paar Stunden auf Patrouille und überprüft, dass er nichts "überhört" hat. Dazwischen ruht er sich in seiner Wohnkammer aus. Da er unter der Erde weder Tages- noch Nachtzeiten mitbekommt, richtet sich sein Rhythmus aus Schlafen, Patrouillieren, Fressen und Ruhen ausschließlich nach seinem Hunger – und der ist eigentlich immer groß.

Maufwurf Pfote

Kleines Kraftpaket: Um zu überleben, muss der Maulwurf pro Tag mindestens sein eigenes Körpergewicht von etwa 100 Gramm zu sich nehmen. 

Etwa Ende März bringt das Weibchen drei bis fünf Junge zur Welt. Die Kleinen sind nackt, blind und taub und werden etwa einen Monat gesäugt, bevor sie der Mutter folgen und lernen, wie man ein richtiger Maulwurf wird. Mit zwei Monaten sind sie zwar mit ihren 40 Gramm noch nicht ausgewachsen, aber selbstständig genug, sodass die Mutter sie aus ihrem Bau vertreibt.

Jetzt beginnt eine gefährliche Zeit für die Kleinen, denn wenn sie überirdisch nach einem eigenen Revier suchen, werden sie oft von Füchsen, Eulen, Greifvögeln oder Wildschweinen gefressen, wenn sie überirdisch unterwegs sind. Und unterirdisch müssen sie sich vor Artgenossen in Acht nehmen. Haben sie jedoch ein unbesetztes Plätzchen gefunden, fangen sie zu buddeln an: Zwischen 3.000 und 5.000 Quadratmeter kann ihr verborgenes Reich während ihrer drei bis fünf Lebensjahre groß werden!

Übrigens: Das Wort Maul leitet sich vom althochdeutschen Mole ab, was so viel wie "Erde" bedeutet. Der Maulwurf ist somit eigentlich ein Erdwerfer.

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