Wildnisschule in Leipzig

Was macht eigentlich der Feldhase im Frühling?

Normalerweise ist der Feldhase ein scheuer und vorsichtiger Einzelgänger, der sich nur nachts aus seinem Versteck heraustraut. Doch im Frühling, in der aktivsten Paarungszeit, zeigt er sich auch tagsüber – und zwar von seiner sportlichen Seite: Er steigt nämlich in den Boxring.

Denn die Boxkämpfe zwischen den Rammlern entscheiden, wer Vater werden darf. Tatsächlich teilen aber auch die Häsinnen ordentlich aus. Zum einen testen sie, wer der stärkste und ausdauerndste Kämpfer ist. Zum anderen überwinden sie beim Boxen ihre Hemmungen, berührt zu werden. Dadurch stimmen sie sich auf die Paarung ein. Zum Schluss wählen die Häsinnen ihre Favoriten aus. Pro Wurf können das verschiedene Väter sein.

Feldhasen kämpfen

Doppelträchtigkeit: Über das Jahr kann eine Häsin bis zu vier Würfe auf die Welt bringen. Dabei kommt es manchmal vor, dass sie doppelt trächtig ist: Sie paart sich noch vor der Geburt ihrer Jungen erneut und trägt dann zwei verschiedene Generationen in ihrer Gebärmutter aus. (Foto: Stephan Sprinz, Wikipedia)

Die Kleinen kommen eineinhalb Monate später mit flauschigem Fell und offenen Augen zur Welt. Sie sind Nestflüchter und verlassen schon nach etwa zehn Tagen die Sasse. Von da an sind sie zwar allein unterwegs, werden jedoch von der Häsin einmal am Tag gesäugt und betreut. Sie dürfen in dieser Zeit nicht von Menschen berührt werden, damit die Mutter sie nicht verstößt.

Im Durchschnitt leben Feldhasen vier Jahre. Bei sehr guten Bedingungen können sie in freier Natur sogar bis zu 12 Jahre alt werden. Leider überleben von allen Junghasen weniger als die Hälfte ihr erstes Jahr. Meist sterben sie an Unterkühlung oder fallen dem Straßenverkehr zum Opfer. Außerdem mangelt es ihnen wegen der intensiven Landwirtschaft auch an Versteckmöglichkeiten. Darum sind sie leichte Beute für Füchse und Greifvögel. Auch die Nahrungssuche wird immer schwieriger. Denn durch die Pestizide auf den Feldern verschwinden für sie wichtige Kräuter und Gräser. Mittlerweile wird der Feldhase auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft.

Feldhase frisst

Zwei Verdauungsdurchgänge: Der Feldhase mümmelt Kräuter, Gräser, Blätter, Wurzeln, Knospen und Feldfrüchte. Weil sie jedoch so schwer verdaulich sind, futtert er seinen morgendlichen Kot! Diese im Blinddarm vorverdauten Kötteln sind ein vitaminreicher Kräuterkloß für den Hasen.

An seinen offenen Lebensraum ist Meister Lampe trotz mangelnder Verstecke jedoch perfekt angepasst: Mit seinem bräunlichen bis gräulichen Fell ist er kaum zu entdecken. Außerdem hat er an den Pfoten keine Duftdrüsen und hinterlässt beim Hoppeln daher keinerlei Gerüche.

Seine Augen sitzen seitlich am Kopf. Dadurch kann der Feldhase zwar nicht scharf sehen kann, jedoch ausgezeichnet Bewegungen in der Umgebung wahrnehmen. Bei Gefahr duckt er sich an den Boden und wartet. Erst im letzten Augenblick sprintet er los. Mit bis zu 70 km/h läuft er fast jedem Angreifer davon!

Feldhase sprintet

Schneller Sprinter: Beim Rennen überholen die Hinterläufe die Vorderläufe. Im Spurenbild hinterlässt er zwei runde Vorderpfoten hintereinander und zwei längliche Hinterpfoten nebeneinander.

Übrigens: Der Feldhase wird in Märchen und Fabeln oft Meister Lampe genannt. Das kommt daher, dass seine weiße Schwanzunterseite beim Hoppeln deutlich zu sehen ist. Sie wirkt wie ein aufblitzendes Licht.
Bei der Jagd orientiert sich der Verfolger oft an dieser "Lampe", weshalb der Feldhase seine Haken schlägt: Läuft er seitlich, "erlischt" das Licht für seinen Jäger, läuft er gerade aus, taucht es wieder auf – allerdings an unerwarteter Stelle. Das verwirrt den Verfolger oftmals so sehr, dass ihm der Hase davonlaufen kann.

Hasenjunges

Vielfältige Bezeichnungen: Die JägerInnen nennen den Hasen Der Krumme. Seine Ohren heißen Löffel, seine Augen Seher und sein Schwänzchen Blume.

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