Wildnisschule in Leipzig

Was macht eigentlich der Gemeine Regenwurm im Winter?

Wenn im Winter die Bodentemperatur fällt, bohrt sich der Gemeine Regenwurm 40 bis 80 Zentimeter tief in die Erde. Dort verfällt er in eine Kältestarre und wartet, bis sich sein Reich wieder auf gemütliche 10 bis 15 Grad erwärmt hat.

Regenwurm Erde

Gemeiner Regenwurm (Lumbricus terrestris): Unser am häufigsten anzutreffender Regenwurm ist am Kopf kräftig rotbraun und am Schwanz blass orange gefärbt. Er wird zwischen 14 und 30 Zentimeter lang und wächst, in dem er am Hinterteil neue Segmente (Ringe) bildet.

Der Regenwurm mag besonders den Frühling und den Herbst, weil es in diesen Jahreszeiten im Boden angenehm feucht ist. Dann ist er sehr aktiv und sucht sich auch einen Partner.

Regenwurm Paarung

Liebesspiel: Wird ein Wurm verletzt oder teilt man ihn, lebt ausschließlich die Kopfhälfte weiter. Zwar kann er seinen Hinterleib nachbilden, jedoch sterben dabei die meisten Regenwürmer an Infektionen. "Neue" Regenwürmer entstehen ausschließlich, wenn sie sich paaren. (Foto: Beentree, Wikipedia)

Regenwürmer sind Zwitter. Sie besitzen also sowohl Hoden als auch Eierstöcke. Trotzdem brauchen sie einen Artgenossen, um sich fortzupflanzen. Bei der Paarung legen sie sich bäuchlings aneinander, den Kopf jeweils zum Hinterteil des anderen gerichtet.

Beide Regenwürmer drücken nun ihre Spermien in die dafür vorgesehene Bauchtasche des anderen. Das dauert schon mal einige Stunden. Sind die Taschen voll, trennen sie sich wieder.

Erst jetzt kümmert sich der Regenwurm um die Befruchtung seiner Eier: Er bildet an seinem Gürtel einen Schleimring, aus dem er sich rückwärts herausschiebt. Auf dem Weg zum Kopf kommt der Ring an dem Körpersegment vorbei, in dem die Eier gebildet wurden, und sammelt diese ein. Danach rutscht der Ring über die Spermientasche, sodass die Eier befruchtet werden. Zum Schluss, wenn der Regenwurm den Ring komplett abgestreift hat, verdichtet sich das Schleimgebilde zu einem festen gelben Kokon.

Regenwurm Eier

Zukünftige Bodenhelden: Aus diesen Kokons schlüpfen später junge Regenwürmer. Was die Kleinen noch nicht wissen: Wenn sie ausgewachsen sind, werden sie beim Buddeln das 60-fache ihres eigenen Körpergewichts wegdrücken können! Damit sind sie sogar stärker als Ameisen! (Foto: Clive A. Edwards, Wikipedia)

Jeder Regenwurm füllt bis zu 90 Kokons. Die umhüllt er in der Erde mit frischem Kot. Die Kotkrümelchen schützen die Eier und sind gleichzeitig die erste Nahrung für die frisch geschlüpften Miniwürmer. Je nach Bodentemperatur dauert die Entwicklung unterschiedlich lange. 12 Grad sind optimal. Dann schlüpfen die Kleinen nach etwa vier bis fünf Monaten, also entweder im späten Sommer oder zum Frühlingsanfang, wenn die feuchte Saison bevorsteht. Regenwürmer können bis zu acht Jahre alt werden.

Regenwurm

Schicker Gürtel: Wenn der Regenwurm zwei bis drei Jahre alt ist, wird er geschlechtsreif. Erst dann bildet sich der typische breite Ring im vorderen Drittel seines Körpers, an dem der Schleimring für die Eier entsteht.

Ein Boden, in dem viele Regenwürmer leben, ist eine fantastische Sache. Denn ihre bis zu 20 Meter langen und bis zu 7 Meter tiefen Gänge belüften das Erdreich. Der Regenwurm stabilisiert mit Laub und Schleim seine Gänge, sodass sich der Boden bei einem Regenguss vollsaugen kann wie ein Schwamm.

Außerdem halten Regenwürmer ihren Lebensraum fit und gesund: Ihr Kot ist der beste Dünger, den sich Pflanzen wünschen können. Und schädliche Pilze neutralisieren sie in ihrem Darm. Der Regenwurm ist also sowohl im Garten als auch in der wilden Natur ein gern gesehener Gast!

Amsel frisst Regewurm

Verblüffende Tricks von Jägern und Gejagten: Regenwürmer zieht es an die Oberfläche, wenn dort der Regen trommelt. Deshalb "trampeln" hungrige Amseln von Zeit zu Zeit auf der Wiese herum, um sie anzulocken. Doch ein geschnappter Regenwurm ist nicht wehrlos: Er kann sein Hinterteil abwerfen und fliehen.

Übrigens: Allein in Deutschland gibt es bis zu 40 verschiedene Regenwurm-Arten. Neben dem Gemeinen Regenwurm, den man auch Tauwurm oder Aalwurm nennt, trifft man vor allem in Gärten den etwas kleineren Kompostwurm an (Eisenia fetida). Eine ganz besondere Art kommt ausschließlich in den Alpen vor: der Smaragdgrüne Regenwurm (Allolobophora smaragdina). Als Waldbewohner buddelt er hauptsächlich in Totholzstümpfen herum. Leuchtend grün wird er erst mit zwei bis drei Jahren, wenn er sich fortpflanzen kann.

Grüner Regenwurm

Verwandlungskünstler: Der Smaragdgrüne Regenwurm ist als Jungtier rosa, als Teenie violett und als erwachsenes Tier schillernd grün. Weil er so selten vorkommt, ist er bislang wenig erforscht. (Foto: 3Mimizu, YouTube)

Zum Weiterforschen:

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