Zwischen Juli und September, wenn es auf den Wiesen und Feldern erdrückend heiß wird, raschelt der Gemeine Wurmfarn (Dryopteris filix-mas oder Aspidium filix-mas) im kühlen Wald glücklich mit seinen Wedeln. Denn an den Blattunterseiten reifen gerade in kleinen punktförmigen Kapseln seine Sporen heran. Er wartet auf einen trockenen Tag, um sie auszusäen, denn nur dann können die Sporenkapseln aufreißen und den Weg für die Winzlinge freigeben.

Unreife Sporenkapseln: Die "Sori" sind noch von einem Schleier überzogen. (Foto: MurielBendel, Wikipedia)
Hat der Wind den Nachwuchs des Wurmfarns an einen feuchten Ort getragen, wächst aus der Spore ein herzförmiger Vorkeim. Auf dessen Oberfläche entstehen Eizellen (Archegonien) und Spermien (Antheridien). Sobald durch Regen, Tau oder Nebel der Vorkeim von Wassertröpfchen bedeckt ist, schwimmen die Spermien eilig zu den Eizellen hinüber, um sie zu befruchten. Es entsteht ein Embryo.

Reife Sporenkapseln: Die "Sori" sind aufgeplatzt. (Foto: Bjoertvedt, Wikipedia)
Da der Vorkeim nun nicht mehr benötigt wird, stirbt er Stück für Stück ab. Aus dem winzigen Embryo dagegen entwickelt sich ein neuer Farn, der sich jedoch noch nicht zu erkennen gibt. Denn zuerst legt er unter der Erde ein Rhizom an, um sich gut im Boden zu verankern. Erst danach bildet er über der Erde und ganz nah am Boden seine typischen Knospen aus. Sobald es warm und feucht ist, entrollt er seine zartgrünen Farnwedel und lässt sie wie seine Eltern im Wind hin und her tanzen. Er muss noch mehrere Jahre fleißig wachsen, bevor er selbst Sporenkapseln ausbilden kann.

Junger Farn: Die Erneuerungsknospen des Wurmfarns liegen an der Erdoberfläche und werden von den braunen Spreuschuppen gegen Frost und Verdunstung geschützt. Die Wedel können bis zu einem Meter hoch und bis zu 1,6 Meter lang werden. (Foto: T. Kebert, Wikipedia)
Ebenso wie Moose, durchleben Farne eine geschlechtliche (Vorkeim) und eine ungeschlechtliche (Wedel mit Sporenkapseln) Generation, um sich fortzupflanzen. Doch sie können auch direkt aus ihrem Rhizom neue Pflanzen wachsen lassen, die ihren Bestand erhalten bzw. erweitern. Am wohlsten fühlen sie sich in Laub- und Mischwäldern, in denen der Boden schattig, beständig feucht und leicht sauer ist.

Giftig: Der Gemeine Wurmfarn und viele andere Farne sind giftig. Nachdem er gegessen wurde, ruft er Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hervor, bevor Ohnmachtsanfälle und Sehstörungen auftreten. Bei einer starken Vergiftung bringt er die Atmung zum Stillstand. (Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, Wikipedia)
Da der Wurmfarn keine Blüten ausbildet, dachten die Menschen im Mittelalter, er mache dies heimlich in der Johannisnacht am 24. Juni. Sie sammelten die Sporenkapseln in dem Glauben ein, durch sie unsichtbar zu werden und geschützt zu sein. Tatsächlich hat der Wurmfarn aber eine ganz andere Wirkung: Richtig aufbereitet ist er ein starkes Mittel gegen Haken- und Bandwürmer, woher auch sein Name rührt. Doch weil er zusätzlich Giftstoffe enthält, war diese Medizin immer mit Vorsicht zu genießen, da es oft zu tödlichen Unfällen kam.

Futterpflanze: Die Raupe der Achateule frisst unter anderem Wurmfarnblätter. Sie wird bis zu 4,5 Zentimeter groß ist außer im Juni das ganze Jahr über zu beobachten. Die Nachtfalter fliegen zwischen April und November. (Foto links: Olei, Wikipedia, Foto rechts: Holger Krisp, Wikipedia)
Übrigens: Der Gemeine Wurmfarn wird auch Männerfarn oder Farnkrautmännlein genannt, weil er eine "Partnerin" hat: den Gemeinen Waldfarn, auch Frauenfarn genannt (Athyrium filix-femina). Die beiden sind sich sehr ähnlich, wobei der Frauenfarn etwas feiner und heller ist. Klar zu unterscheiden sind sie jedoch an ihren Sporenkapseln: beim Männerfarn sind sie rundlich, beim Frauenfarn länglich.

Uralte Verwandtschaft: Farne gibt es schon seit dem Karbon vor 360 bis 300 Millionen Jahren! Damals bildeten sie als Baumfarne riesige Wälder. Heute graben wir ihre Überreste in Form von Steinkohle wieder aus. Der Frauenfarn (Bild) ist ein direkter Nachfahre der Baumfarne. (Foto: Agnieszka Kwiecień, Nova, Wikipedia)
Zum Weiterforschen:
- Echter Wurmfarn, Wikipedia
- Wurmfarn. Dryopteris filix-mas, Mein schöner Garten
- Wurmfarn [Dryopteris filix-mas], Zimply Natural
- Hemikryptophyt, Wikipedia
- Wald-Frauenfarn, Wikipedia
- Die Achateule, BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
- Schulungsvideo Fortpflanzung Moos, Alge, Farn, YouTube
- Baumfarne, Wikipedia
- Farne, Wikipedia
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