Wildnisschule in Leipzig

Was macht eigentlich der Gewöhnliche Löwenzahn im Frühling?

Wenn im April die Sonnenstrahlen kräftiger werden, öffnet der Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia, früher Taraxacum officinale L.) seine ersten Blüten des Jahres. Dann duftet es auf den Wiesen verführerisch nach Honig und überall leuchten sonnengelbe Flecken im grünen Gras.

Der Löwenzahn gehört zu den Korbblütlern, ebenso wie zum Beispiel das Gänseblümchen. Das heißt, er bildet eine Scheinblüte aus: ein Körbchen, in dem 200 bis 300 Zungenblüten zusammensitzen. Zuerst erblühen die äußeren Zungenblüten, danach die inneren. Umgeben ist das Blütenkörbchen von den Hüllblättern, die beim Löwenzahn strahlend gelb und beim Gänseblümchen weiß bis rosa sind.

Löwenzahn Blüte

Wetterfühlige Blüten: Bei Nacht, Regen und Trockenheit schließt der Löwenzahn seine Blüten, um sie zu schützen.

Wenn der Löwenzahn verblüht, schließt er sein Körbchen ein allerletztes Mal und verwandelt die Zungenblüten in winzige Samen. Diese haben einen kleinen Stängel, an dessen Ende ein Flugschirmchen sitzt. Sind die Samen ausgereift, öffnet sich der Löwenzahn und übergibt seine Samen dem Wind.

Pusteblume

Hoch gewachsen: Die reifen Samen sitzen auf 15 bis 30 cm hohen Stielen. Sie lassen sich vom Wind an neue Orte tragen.

Der Löwenzahn ist eine genügsame und neugierige Pflanze. Er kommt mit kargen Böden zurecht und besiedelt sogar die lebensfeindlichsten Stellen ganz ohne Erde: Mauerritzen, Asphalt oder Brachflächen. Aber er liebt auch stickstoff- und nährstoffreiche Böden, die gut gedüngt sind. Deshalb fühlt er sich auf Kuhweiden, an Straßen- und Feldrändern genauso wohl. Und dank seines Flugschirmchens kann er all diese Ecken erreichen.

In Europa und Asien wächst Löwenzahn quasi überall. Und das ist ganz wunderbar, denn in dem kleinen Überlebenskünstler stecken echte Superkräfte. Alles an ihm, von der Blüte bis zur Wurzel, ist essbar. Er schmeckt sehr bitter und gerade das macht ihn so gesund. Denn die vielen Bitterstoffe regen die Verdauung, die Leber und die Gallenblase, sowie die Nieren an. Deswegen hilft der Löwenzahn bei Verstopfung, wirkt blutreinigend und blutbildend, lindert stoffwechselbedingte Hautprobleme und arthrotische Gelenkschmerzen. Er ist ein tolles Hausmittel für eine Frühjahrskur, um den Körper zu entgiften und alles über den Urin hinauszuspülen.

Löwenzahn auf Schneidebrettchen

Vielseitig in der Zubereitung: Alle Teile des Löwenzahns können roh, getrocknet, gedünstet, gebraten oder gekocht gegessen werden. Sie eignen sich für süßen Sirup, als Deko im Salat, als Frühlingsgemüse und natürlich als Heiltee. Gesammelt wird der Löwenzahn von April bis Juli.

Seinen Namen verdankt das Superkraut der Form seiner Blätter: Sie sehen aus wie die Zähne eines Löwen: zackig und spitz. Bekommt die Pflanze wenig Licht zum Wachsen, sind diese Formen sehr stark ausgeprägt. Bei viel Licht werden die Blätter größer, die Zähne dagegen schrumpfen und können sogar ganz verschwinden.

Löwenzahn Rosette

Tief verwurzelt: Die Rosette wächst aus einer Pfahlwurzel heraus, die sich über einen Meter in den Boden gräbt.

Im Volksmund hat der Löwenzahn noch viele weitere Namen: "Kuhblume", weil er gerne auf gut gedüngten Kuhweiden wächst. "Pusteblume", weil sich seine Samen so schön wegpusten. Und "Pissnelke", weil er eben harntreibend wirkt.


Übrigens: Genetisch gesehen ist Löwenzahn nicht gleich Löwenzahn. Er spaltet sich in unzählige Unterarten auf, die durch seine außergewöhnliche Fortpflanzungsweise entstehen. In der großen Löwenzahnfamilie gibt es nämlich Mitglieder, die sich ganz normal geschlechtlich fortpflanzen und solche, die sich eine Zeit lang aus dem Geschehen zurückziehen und ihr eigenes Ding machen. Manche Pflanzen brauchen Insekten, um befruchtet zu werden. So entstehen gesunde, neue Löwenzähne. Parallel dazu gibt es aber auch Löwenzahn, der zwar Nektar produziert, jedoch nicht befruchtet werden kann. Er bildet trotzdem Samen aus, die genetisch gesehen seine Klone sind. Diese Klone neigen allerdings zu Mutationen, wodurch wieder neue Unterarten entstehen. Über viele Mutationsschritte hinweg verliert der Löwenzahn Genmaterial, bis er schließlich wieder zu einer Art wird, die befruchtet werden möchte.

Löwenzahn Wiese

Fettwiese: Löwenzahn wächst gern auf nährstoffreichen Böden neben Sauerampfer und Weißklee. Dabei kommen immer Klone und Kinder direkt nebeneinander vor. Warum sich Löwenzahn auf diese Weise vermehrt, was die Ursachen sind und in welchen Abständen sich die Fortpflanzungsprozesse wiederholen, ist bislang ungeklärt.

Zum Weiterforschen:

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