Wildnisschule in Leipzig

Was macht eigentlich das Goldene Frauenhaarmoos im Sommer?

In den heißen und trockenen Sommermonaten ist das Goldene Frauenhaarmoos (Polytrichum commune, auch einfach nur Goldenes Frauenhaar) unerlässlich für das Ökosystem. Denn es hat aus den Regenzeiten sehr viel Wasser gespeichert und schützt nun den Boden vor dem Austrocknen. Sogar abgestorbene Teile des Mooses saugen sich immer wieder mit Wasser voll!

Frauenhaarmoos

Das Goldene Frauenhaar: "Polytrichum" steht für vielhaarig und "commune" für häufig. Das Goldene Frauenhaar gehört zu den Laubmoosen und ist auf der ganzen Welt anzutreffen. (Foto: Triin Lillemets, Wikipedia)

Das Goldene Frauenhaar liebt feuchte und vor allem saure Böden und wächst deshalb gern in Nadelwäldern, in Mooren und auf Feuchtwiesen. An guten Standorten bildet es große Teppiche, die dunkelgrün bis blaugrün schimmern. Seine Stängel werden bis zu 50 Zentimeter hoch. Damit ist es das größte Moos Europas.

Von Nahem betrachtet, sieht das Goldene Frauenhaar aus wie der Zweig eines Nadelbaums: Seine Blätter ähneln Fichtennadeln, die bei feuchtem Wetter spitz vom Stängel abstehen. Bei trockenem Wetter schmiegen sie sich eng an. An den Stängeln wachsen auch die Sporenkapseln. Sie sind von filzigen Härchen bedeckt, weshalb unser Goldenes Frauenhaar auch Großes Haarmützenmoos genannt wird.

Sporenkapsel mit Haarmütze

Lustige Mützen: Auf den grünen und noch unreifen Sporenkapseln wachsen haarige Spitzhüte. (Foto: Hermann Schachner, Wikipedia)

Um sich fortzupflanzen durchlebt das Goldene Frauenhaar wie alle Moose nacheinander eine ungeschlechtliche und eine geschlechtliche Generation: Bei trockenem Wetter öffnen sich die Sporenkapseln und übergeben die mikroskopisch kleinen Sporen an den Wind. Aus jeder Spore entwickelt sich ein Vorkeim, die ungeschlechtliche Generation. Daraus wächst die sichtbare Moospflanze, die entweder männlich oder weiblich ist. Sobald das Pflänzchen Blätter und Wurzeln ausgebildet hat, wird der Vorkeim nicht mehr gebraucht und stirbt ab.

Nun beginnt die geschlechtliche Phase. In den Blättern entwickeln sich Eizellen und bewegliche Samenzellen, die sogenannten Schwärmer. Sobald es regnet, schwimmen die Schwärmer zu den Eizellen, um sie zu befruchten. Danach wächst ein Embryo heran, aus dem sich schließlich eine neue Sporenkapsel entwickelt. Sobald sie ausgereift ist, beginnt wieder die ungeschlechtliche Fortpflanzungsphase.

Reife Sporenkapsel

Reife Sporenkapsel: Sie hat ihr Hütchen abgeschüttelt und wartet auf einen trockenen Wind, der die Sporen verteilt. (Foto: Hermann Schachner, Wikipedia)

Da das Goldene Frauenhaar lange, unverzweigte Stängel ausbildet, die sehr reißfest sind, wurde es im Mittelalter zu "Mooszöpfen" geflochten, die sich als Taue in der Schifffahrt eigneten. Außerdem wurde es benutzt, um Löcher in Booten und Mauern zu stopfen. Aus Lappland ist bekannt, dass die Menschen dort bettgroße Stücke ausstachen, um ihre Matratzen damit zu befüllen.

Frauenhaarmoos und Sauerklee

Frauenhaar und Wald-Sauerklee: Gemeinsam klettern diese beiden Arten im Gebirge bis auf fast 2.000 Meter! (Foto: Hermann Schachner, Wikipedia)

Noch Mitte des 20. Jahrhunderts war das Goldenen Frauenhaar weithin bekannt. Doch heute ist sein Bestand stark zurückgegangen, denn feuchte Böden trockengelegt, um sie landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Dadurch verlor das Goldene Frauenhaar seinen Lebensraum. Das Rote-Liste-Zentrum führte es lange Zeit auf der Vorwarnliste. Durch den aktiven Schutz von Wäldern und Feuchtbiotopen konnte sich der Bestand jedoch erholen. Derzeit gilt es als ungefährdet.

Übrigens: Das Goldene Frauenhaar wird oft auch Gemeines oder Gewöhnliches Widertonmoos genannt. "Widerton" leitet sich vom altdeutschen "Wider das Antun" ab. Der Name rührt daher, dass im Mittelalter das Goldene Frauenhaar vor bösen Zaubern schützte sollte. Es half angeblich "gegen das Antun" von Flüchen.

Bemooster Waldboden

Große Teppiche: Bei günstigen Bedingungen nimmt das Goldene Frauenhaar große Flächen ein und bietet müden Wandersleuten ein weich gepolstertes Plätzchen zum Erholen. (Foto: W. Carter, Wikipedia)

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