Wenn es draußen dunkel wird, die Stürme zunehmen und der kalte Nordwind den ersten Schnee bringt, krabbelt der winzige Moosskorpion (Gattung Neobisium) immer noch vergnügt im Laub herum. Die Kälte macht ihm nichts aus. Nur bei Frost zieht er sich in den Boden zurück.

Winzig und hübsch: Der 2 bis 4 Millimeter kleine Moosskorpion hat einen schwarzen Körper, helle Beine und rötliche Fangarme. Er ist besonders gut auf Schneedecken zu beobachten, wenn es ein wenig taut, denn er liebt feuchte Orte. (Foto: BKoe, Wikipedia)
Der Moosskorpion ist auf der Suche nach Springschwänzen, winzig kleinen Bodenlebewesen, denen er geschickt nachstellt. Mit seinen überlangen Greifarmen kann er sie leicht packen und dann mit den Scherenfingern zwicken. Dabei tritt ein Sekret aus, das die Beute lähmt und vorverdaut. Mit seinen Kieferklauen zerkaut er sie und saugt sie aus. Während der Moosskorpion noch am Fressen ist, hascht er schon mit den Greifarmen nach der nächsten Beute und sichert sich einen Nachschlag.

Pseudoskorpion mit großem Appetit: Dem Moosskorpion fehlt der typische giftstachelbewehrte Schwanz, um ein echter Skorpion zu sein. Für uns Menschen ist er harmlos, nicht jedoch für den Springschwanz, den er gerade erbeutet hat. (Foto: Hans-Juergen Thorns, Youtube)
Moosskorpione haben zwar zwei Augenpaare, sehen damit allerdings recht wenig. Am meisten orientieren sie sich mit ihren Tasthaaren, aber auch mit dem Geruchssinn.
Der spielt vor allem im Frühling eine wichtige Rolle, wenn es um die Paarung geht: Das Männchen setzt an verschiedenen Stellen im Laub ein Samentröpfen ab (Spermatophore) und zieht danach sofort seiner Wege. Kommt nun ein Weibchen vorbei, erschnuppert es ausgiebig, ob das Samentröpfchen frisch und von der richtigen Art ist. Fällt das Urteil positiv aus, nimmt das Weibchen das Samentröpfen mit seiner Geschlechtsöffnung auf. Danach zieht es sich unter Steine oder Totholz zurück.

Acht Beine und zwei Greifarme: Der Moosskorpion gehört zu den Spinnentieren und kann auch Spinnfaden erzeugen. Es gibt in Deutschland ca. zehn sehr schwer zu unterscheidende Arten. (Foto: Vier Fährten)
Moosskorpione kümmern sich ausgesprochen fürsorglich um ihre Nachkommen. Im Mai webt das Weibchen einen ca. 5 Millimeter großen Kokon aus Spinnfaden um sich herum, den es äußerlich mit Erdklümpchen tarnt. Innen bringt es seine Larven in einem Säckchen aus erhärtendem Sekret zur Welt. Den Beutel trägt das Weibchen immer eng an seinen Bauch gepresst. Während der nächsten drei bis vier Wochen versorgt es die Kleinen mit Nährflüssigkeit. Bis zu dreimal müssen sich die Nymphen häuten, dann sind sie erwachsen und selbstständig. Die jungen Moosskorpione sind noch winzig klein und ganz blass. Ihre typische Farbe bekommen sie erst in den folgenden Wochen.

Gefährlicher Feind: Steinkriecher (Lithobius forficatus) gehen im Boden und im Laub ebenfalls auf Jagd. Auch auf Moosskorpione. (Foto: Vier Fährten)
Übrigens: Ein naher Verwandter der Moosskorpione ist der Bücherskorpion (Chelifer cancroides). Statt feucht mag er es lieber trocken. In der Natur sitzt er gern unter lockeren Rinden, in Vogelnestern und in Bienenstöcken. Aber er kommt auch im Schuppen und in der Wohnung vor, wo er sich nützlich macht. Denn neben Springschwänzen, die manchmal Zimmerpflanzen befallen, jagt er Hausstaubmilben, Bettwanzen und Staubläuse. Wer also in der Wohnung einen Pseudoskorpion findet, hat einen guten kleinen Helfer entdeckt.

In Aktenschränken und Bücherregalen: Der Bücherskorpion wird etwas größer als der Moosskorpion und trägt Streifen auf dem Rücken, die in der Mitte unterbrochen sein können. (Foto: Christian Fischer, Wikipedia).
Zum Weiterforschen:
- Bellmann, Heiko: Der Kosmos Spinnenführer, Stuttgart 2016
- Moosskorpione, Wikipedia
- Bücherskorpion, Wikipedia
- Springschwänze, Wikipedia
- Moosskorpion (Neobisiidae) hat grossen Hunger, Hans-Juergen Thorns Youtube
- Moosskorpion innere Mundwerkzeuge!, simsolom Youtube
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