Sobald im März die ersten warmen Sonnenstrahlen über Zweige und Gräser tanzen, beginnt die Salweide zu blühen. Im noch kahlen Geäst funkeln dann überall silbergraue Weidenkätzchen.

Typisches Weidenkätzchen: Kurz vor Ostern, am Palmsonntag, holen sich viele Menschen Zweige mit Weidenkätzchen nach Hause.
Zu Beginn sind die Weidenkätzchen noch klein und dicht behaart, um sich vor der Kälte zu schützen. Doch sobald es wärmer wird, blühen sie voll auf und lassen erkennen, ob es sich um einen weiblichen oder männlichen Baum handelt. Denn die Salweide ist zweihäusig.

Unscheinbar: Die weiblichen Blüten sind hellgrün. Im Frühling ist die Salweide eine wichtige Nahrungsquelle für überwinternde Insekten.
Die weiblichen Blüten sind grünlich und erinnern an einen Tannenzweig. Die männlichen Blüten dagegen sind über und über mit gelben Staubbeuteln besetzt und wirken wie ein Putzwedel. Beide Blüten bilden Nektar aus. Mit den süßen Tröpfchen lockt die Salweide ihre Bestäubungsgehilfen an: Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten.

Verwandlung: Aus den grauen Weidenkätzchen schauen nun die gelben Staubbeutel heraus. Bis zu 100 Insektenarten besuchen die Salweide.
Um ihre Samen zu verteilen, setzt sie dagegen auf den Wind. Zwischen Mai und Juni sind ihre Kapselfrüchte reif und von einer federleichten Haarpracht umhüllt. Mit jedem Windstoß verlassen dutzende Samen ihren Mutterbaum.

Flauschig: Die reifen Samen hängen in Bündeln an den weiblichen Bäumen. (Foto: AnRo0002, Wikipedia)
Anders als andere Weidenarten brauchen Salweiden nicht nur feuchte Böden. Sie sind die Pioniere ihrer Art, denn sie können sogar auf kargen Brachflächen wachsen und neue Gebiete erschließen. Die Samen sind besonders keimfreudig.

Rundliche Blätter: Die Blätter treiben erst nach den Blüten aus. (Foto: Willow, Wikipedia)
Übrigens: Der Namensteil "Sal" leitet sich vom althochdeutschen "salaha" ab und bedeutet so viel wie grau, schmutzig und dunkel. Diese Beschreibung bezieht sich auf die Blätter, die durch die starke Behaarung an der Unterseite tatsächlich etwas gräulich wirken. Der lateinische Name beinhaltet das Wort "caprea", "Ziege", denn im Mittelalter führten die Bauern ihre Ziegen zum Fressen an den Baum heran. Doch nicht nur Bock und Geiß lassen sich die Blätter der Salweide schmecken, sondern auch Rehe und Hirsche.

Lentizellen: Auf der Borke der Salweide zeigen sich viele Korkporen, auch Korkwarzen oder Lentizellen genannt.
Zum Weiterforschen:
- Gruber-Stadler, Margret: Heimische Bäume bestimmen in allen vier Jahreszeiten, Linz 2018
- Spohn, Margot und Roland: Welcher Baum ist das? Kosmos-Naturführer, Stuttgart 2017
- Sal-Weide, Salix caprea, NABU Nordrhein-Westfalen
- Salweide, Kätzchenweide, Salix caprea, Mein schöner Garten
- Salweide, Baumlexikon
- Palmsonntag, Wikipedia