Wenn es im Herbst kühl und feucht wird, ist der Schnurfüßer hochaktiv. Er wuselt im Laub herum, kriecht in totes Holz hinein oder versteckt sich unter großen Steinen. Wenn die Temperaturen im Winter fallen, zieht er sich unter die Erde zurück. Vor Frost geschützt wartet er in 50 Zentimeter Tiefe auf den Frühling.

Unzählige Beine: Der Schnurfüßer gehört zu den Tausendfüßern und den Doppelfüßern. Sein Körper ist in Segmente untergliedert: An den ersten drei Segmenten sitzen je zwei Beine, ab dem vierten jeweils vier. (Foto: Holger Krisp, Wikipedia)
Der Schnurfüßer ist ein friedlicher Geselle. Er knabbert mit Vorliebe an verrottenden und frischen Pflanzenteilen, Wurzeln und manchmal auch an Aas.
Im Frühling geht das Männchen gezielt auf die Suche nach einem Weibchen. Oftmals sind die Weibchen jedoch nicht paarungsbereit und versuchen, zu flüchten. Darum haben manche Schnurfüßer Greifhaken, mit denen sie die Weibchen festhalten. Ziel ist es, sich Bauch an Bauch zu legen, damit die Männchen ihre Spermien in die Vulven der Weibchen bringen können.

Umfunktionierte Beine: Die Geschlechtsorgane der Schnurfüßer sind umgewandelte Beine. Bei den Männchen ist es das zweite Beinpaar, bei den Weibchen das siebte. Deshalb müssen sie sich immer etwas versetzt aneinanderlegen. (Foto: Олександр Говорун, Wikipedia)
Nach der Paarung legt das Weibchen seine Eier in Bodennischen ab. Manchmal kommt es sogar vor, dass auch aus unbefruchteten Eiern Jungtiere schlüpfen! Die Kleinen besitzen am Anfang nur drei Körpersegmente. Sie müssen sich häuten, um zu wachsen. Denn mit jeder Häutung bekommen sie einen weiteren Körperring und damit gleich vier neue Beine! Je nach Art können Schnurfüßer drei bis vier Jahre alt werden.

Kleine Kraftpakte: Schnurfüßer haben einen rundlichen Kopf mit Fühlern und Punktaugen. Dahinter sitzt ein äußerst robustes Halsschild. Mit ihm können sie sich in die Erde graben und großen Druck aushalten. (Foto: NobbiP, Wikipedia)
Bei Gefahr haben Schnurfüßer tolle Abwehrmechanismen entwickelt: Der Schwarze Schnurfüßer (Tachypodoiulus niger) zum Beispiel windet sich bei einem Angriff hektisch hin und her und sucht dabei nach Schlupflöchern im Boden. Das Gezappel verwirrt den Fressfeind meistens, sodass der Schnurfüßer entkommen kann.

Zusammengerollt: Schnurfüßer haben ein hartes Außenskelett, das sie sehr gut schützt. (Foto: Danny Steaven, Wikipedia)
Der Gemeine Feldschnurfüßer (Cylindroiulus caeruleocinctus) dagegen rollt sich spiralförmig zusammen und schützt damit seine empfindlichen Beine. Zusätzlich drückt er aus seinen Wehrdrüsen nahe dem Kopf ein Sekret heraus, das hauptsächlich aus Blausäure besteht. Das schreckt die meisten Angreifer ab. Besonders gefährlich sind für den Schnurfüßer andere, räuberisch lebende Tausendfüßerarten, wie der Gemeine Steinkriecher (Lithobius forficatus), von dem sie gerne gefressen werden.

Steinkriecher in einer Becherlupe: Links der Kopf mit zwei langen Fühlern und kurzen Greifern, die sogar in menschliche Finger zwicken können. Rechts das Körperende mit zwei langen Schlussbeinpaaren. (Foto: Vier Fährten)
Übrigens: Schnurfüßer entwickelten sich vor 450 Millionen Jahren im Zeitalter des Silur. Gemeinsam mit den anderen Gliederfüßern zählten sie zu den ersten Tierarten, die das Meer verließen und an Land gingen.
Zum Weiterforschen:
- Schnurfüßer (Julida), Bodentier hoch 4
- Schnurfüßer, Wikipedia
- Auf flinken Beinen unterwegs. Der Schwarze Schnurfüßer ist „Höhlentier des Jahres 2018“, NABU Deutschland
- Schwarzer Schnurfüßer - Höhlentier des Jahres 2018, Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V.
- Gemeiner Feldschnurfüßer, Wikipedia
- Doppelfüßer, Wikipedia
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