Wenn die Schwarzerle im Herbst ihre Blätter abwirft, bekommt sie immer öfter flattrigen Besuch: Erlenzeisig und Stieglitz warten darauf, dass ihre kleinen Zapfen endlich heranreifen und sie die darin verborgenen Nüsschensamen herauspicken können.

Reife Zapfen: Für Singvögel mit kräftigem Schnabel sind Erlenzapfen eine wichtige Nahrungsquelle im Herbst und Winter.
Doch die Schwarzerle trägt im Oktober nicht nur ihre reifen Zapfen an den Zweigen, sondern sogar schon die Blüten für den kommenden Frühling. Die männlichen und weiblichen Kätzchen überwintern und öffnen sich erst zwischen März und April.

Männliche (l) und weibliche (r) Blüten im Frühling: Der Wind trägt den Pollen von einem Baum zum anderen.
Erst danach sprießen aus den klebrigen Knospen die Blätter hervor. Sie sind oval und haben einen welligen Rand mit kleinen Zähnchen. An der Blattspitze befindet sich eine kleine v-förmige Einkerbung.

"Alnus glutinosa": Im lateinischen Namen der Schwarzerle steckt Gluten. Das ist der Klebstoff, der die Knospen umhüllt.
Über den Sommer wachsen aus den weiblichen Blüten die Zapfen heran. Außerdem bilden sich die Blüten für das nächste Frühjahr.

Unreife Zapfen: Saftig grün sehen die unreifen Zapfen aus. Erst im Oktober werden sie braun.
Die Schwarzerle liebt feuchte Böden. Sie fühlt sich an Bächen, Seen, Mooren und Sümpfen wohl und hält Überschwemmungen problemlos stand. Als junger Baum ist sie sehr lichthungrig und wächst außerordentlich schnell. Bis zu 25 Meter hoch und maximal 120 Jahre alt kann sie werden.

Gut verankert: Die Schwarzerle zeigt an, wo sich Grundwasser befindet. Sie bildet ein dichtes, tiefreichendes Wurzelsystem, in dem sie Stickstoff bindet.
Das Holz der Schwarzerle hat eine hohe Widerstandskraft gegen anhaltende Nässe. Das machten sich die Menschen schon in der Jungsteinzeit zunutze: Aus Erlenstämmen errichteten sie Pfahlbauten und zimmerten Möbel. Außerdem entdeckten sie, dass sich die Zapfen und die Rinde zum Gerben und Schwarzfärben von Leder verwenden ließen.
Im Mittelalter entstanden um die Erle viele Legenden. Da sie in den gefürchteten Mooren wuchs und sich ihr Holz nach dem Anschneiden rot wie Blut färbt, wurde sie bald mit Hexen und Teufelei in Verbindung gebracht.

Erlenblut: Direkt nach dem Schneiden färbt sich das Holz rötlich.
Übrigens: Als Johann Gottfried Herder 1778 erstmals vom Erlkönig schrieb, übersetzte er eine dänische Volksballade ins Deutsche. Da es im Deutschen aber so viele Begriffe für die Erle gab – Eller, Ellern, Else, Elre, Elira uvm. – übertrug er das dänische Wort Ellerkonge fälschlicherweise als Erlkönig, statt als Elfenkönig! Goethe griff diese Thematik 1782 auf und schrieb sein berühmtes Gedicht Der Erlkönig.
Zum Weiterforschen:
- Gruber-Stadler, Margret: Heimische Bäume bestimmen in allen vier Jahreszeiten, Linz 2018
- Erlensterben, Wikipedia
- Schwarzerle (Alnus glutinosa L.), Stiftung Unternehmen Wald
- Schwarz-Erle – Kurzbeschreibung heimischer Gehölze, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
- Johann Wolfang von Goethe: Erlkönig, Der Gedichtefreund
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