Wildnisschule in Leipzig

Was macht eigentlich die Wald-Schlüsselblume im Frühling?


Im April öffnet die Wald-Schlüsselblume (Primula elatior), auch Hohe Schlüsselblume oder Wald-Primel genannt, ihre kleinen, hellgelben Blüten. Dem orangenen Blütenschlund entströmt ein zarter Honigduft, der Bienen und Schmetterlinge anlockt.

Damit sich das Schlüsselblümchen beim Besuch der Insekten nicht selbst befruchtet, sind die männlichen Staubfäden und der weibliche Griffel unterschiedlich lang. Die meisten Blühpflanzen haben nur einen Blütentyp: entweder längere Staubfäden oder längere Griffel. Beim Schlüsselblümchen kommt beides vor.

Schlüsselblume Blüten

Skandal am Kelch: Manche Bienen kriechen nicht in die Blüte hinein, sondern beißen den Kelch seitlich auf. Sie stibitzen die Leckerei, ohne die Blüte zu bestäuben!

Die Wald-Schlüsselblume blüht bis in den Mai hinein. Dann schließt sich endgültig das Blätterdach der Bäume und es wird dunkel am Boden. Etwa einen Monat später haben sich aus den letzten Blüten kleine Kapseln geformt, in denen die Samen sitzen.

Um sich zu verbreiten setzt die Schlüsselblume auf den Wind – und auf ihr persönliches Katapult: Bei trockenem Wetter rollen sich die Kapselhüllen nach außen, bis die Spannung so groß wird, dass die 1,5 Millimeter großen Samen herausgeschleudert werden. Der Wind kann sie dann aufgreifen und weitertragen. Bei Regen verschließen sich die Kapseln und schützen die Samen vor Feuchtigkeit.

Schlüsselblume Samen

Reife Samen: In den vertrockneten Blüten sitzen die schwarzen Samen und warten auf den Absprung. (Foto: H. Zell, Wikipedia)

Auf diese Weise sät sich die Schlüsselblume sehr effizient selbst aus. Am liebsten wächst sie auf feuchten, schattigen Böden in Wäldern, Auen und auf Bergwiesen. Sie liebt nährstoffreiche und lehmhaltige Erde und fühlt sich deshalb im Leipziger Auwald besonders wohl.

Um die Winter zu überstehen, bildet die Schlüsselblume ein Rhizom aus, also ein Wurzelgeflecht, mit dem sie sich fest und weitläufig in der Erde verankert. Für den Fall, dass sie einmal keine Samen ausbilden kann, treibt sie im nächsten Frühjahr daraus neue Pflanzen aus. So sichert sie ihren Bestand.

Schlüsselblume Blüte

Biblischer Ursprung: Im Matthäusevangelium spricht Jesus Christus zu seinem Jünger Simon Petrus: "Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben" – ein bedeutungsvoller Moment, der die Fantasie der Menschen inspiriert hat.

Übrigens: Die Wald-Schlüsselblume trägt noch viele andere Namen. Himmelsschlüsselchen oder Gewöhnliche Schlüsselblume zum Beispiel. Allen gemeinsam ist der "Schlüssel". Im Volksglauben erzählt man sich, Petrus habe einmal seine Schlüssel fallen gelassen. Als die Engel herab kamen, um danach zu suchen, fanden sie nur gelbe Blumen – die von der Seite betrachtet wie ein Schlüssel aussahen. Deshalb schließen diese Blumen in vielen Geschichten und Sagen geheime Türen und Schlösser auf.

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