Wildnisschule in Leipzig

Was macht eigentlich der Waldmistkäfer im Sommer?

Zwischen Juni und August schlüpfen die jungen Waldmistkäfer (Anoplotrupes stercorosus) in ihren unterirdischen Kinderstuben aus ihrer Puppe. Als fertige Käfer krabbeln sie nun die Gänge hinauf, bis sie durch die oberste Laubschicht stoßen. Hier weht ihnen das erste Mal in ihrem Leben ein sanftes Lüftchen um die Fühler. Es bringt strenge, aber verlockende Gerüche mit sich – zumindest für Mistkäfer.

Denn Waldmistkäfer ernähren sich von Kot. Sie verputzen mit Vorliebe die Hinterlassenschaften von Rehen, Wildschweinen, Hasen und Eichhörnchen. Auch die von uns Menschen. Damit halten sie den Wald sauber und verhindern, dass sich Krankheiten ausbreiten.

Mistkäfer Kopf

Feine Sinnesorgane: Mit ihren Fühlern riechen Waldmistkäfer Kothaufen, die mehrere Kilometer entfernt abgelegt wurden. (Foto: Слободан Стевчић, Wikipedia)

Den Sommer über tummeln sich die jungen Mistkäfer gemeinsam an frischen Kothaufen und erkunden ihre Umgebung. Erst wenn der Winter naht, ziehen sie sich wieder unter die Erde zurück.

Im nächsten Frühling werden sie geschlechtsreif und suchen sich einen Partner. Damit beginnt ein interessantes Spiel: Das Männchen trillert immer wieder ein kurzes Liedchen für seine Angebetete, in dem es Teile seines Körpers aneinander reibt. So ähnlich machen es auch die Heuschrecken.

Mistkäfer Paarung

Liebesspiel: Das Weibchen geht voran, das Männchen hinterher. (Foto: Tournasol7, Wikipedia)

Irgendwann läuft das Weibchen dann los und das Männchen folgt ihm. Die beiden bleiben dicht beieinander und halten Körperkontakt. Verlieren sie sich einmal, stoßen sie Ruflaute aus, um sich wiederzufinden.

Mistkäfer auf Hand

Hörbar unzufrieden: Sind Mistkäfer mit ihrer Behandlung nicht einverstanden, stoßen sie Abwehrlaute aus. Hält man sie sich ans Ohr, kann man das hören. (Foto: Поляков Александр, Wikipedia)

Hat das Weibchen eine passende Stelle gefunden – meist in der Nähe eines frischen Häufchens – zeigen die beiden, was für ein gutes Team sie sind. Das Weibchen gräbt sich in die Erde und hebt einen Gang aus, der bis zu 80 Zentimeter tief sein kann. Von diesem Hauptgang aus legt es Nebengänge an, die jeweils in einer kleinen Kammer enden. Das Weibchen bestimmt die unterirdische Struktur und das Männchen schafft unermüdlich die herausgebuddelte Erde beiseite.

Mistkäfer im Mist

Bei der Arbeit: Mitkäfer räumen nicht nur auf, sie belüften und düngen dabei auch gleich den Boden. (Foto: Wim bongers (wilbo), Wikipedia)

Nachdem alle Gänge fertig gegraben sind, formen beide aus dem Kot kleine Kügelchen, die das Weibchen in die Kammern bringt. Sind die Kinderzimmer gut gefüllt, legt es in jedes ein befruchtetes Ei hinein und verschließt die Kammern sorgfältig mit Lehm. Danach trennt sich das Paar wieder.

In den Brutkammern schlüpfen nun nach kurzer Zeit die Larven, die sich hungrig über die Kotkugeln hermachen. Sie verbringen fast ein ganzes Jahr unter der Erde und streifen während dieser Zeit mehrmals ihre zu eng gewordene Haut ab. Nach der letzten Häutung, etwa im Frühling, sehen sie allerdings ganz anders aus: Sie haben sich verpuppt. Nach drei Monaten schälen sich aus den Puppen die fertigen Käfer heraus. An der Oberfläche angekommen, strecken sie ihre Fühler aus und fliegen los. Sie werden bis zu drei Jahre alt.

Waldmistkäfer mit geöffneten Flügeln

Kokette Käfer: Mit ihren tollen Farben können sich Waldmistkäfer sehen lassen! Sie sind auf dem Rücken dunkelblau bis schwarz, am Bauch violett bis blau, manchmal sogar grünlich und ihre Fühler sind dunkelrot. Obwohl sie oft krabbeln, können sie sehr gut fliegen! (Foto: Entomart, Wikipedia)

Übrigens: Der Waldmistkäfer hat noch zwei sehr ähnliche Verwandte: den Gemeinen Mistkäfer (Geotrupes stercorarius) und den Frühlingsmistkäfer (Trypocopris vernalis). Der Gemeine Mistkäfer ist der größte von allen und wird bis zu 2,5 Zentimeter lang. Er bevorzugt Weideflächen und tummelt sich in Kuhfladen. Der Frühlingsmistkäfer wird maximal 1,9 Zentimeter lang und ist damit fast genauso groß wie der Waldmistkäfer. Allerdings hat er eine ganz andere Farbe. Der Frühlingsmistkäfer glänzt kräftig violett und sein Halsschild und die Flügeldecken wirken glatter.

Gemeiner Mistkäfer und Frühlingsmistkäfer

Verwandtschaft: Links der Gemeine Mistkäfer, rechts der Frühlingsmistkäfer. Ersterer ist mittlerweile stark gefährdet, da viele Nutztiere gegen Würmer und Parasiten behandelt werden. Die Käfer nehmen über den Kot Medikamentenrückstände auf und vergiften damit sich und ihre Larven. (Foto links: Jessica Towne, Wikipedia, Foto rechts: Holger Gröschl, Wikipedia)

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