Wenn die Temperaturen fallen, zieht sich der Waschbär in alte Fuchsbauten, in Baumhöhlen oder in Schlupflöcher in menschlichen Siedlungen zurück. Dort hält er Winterruhe. Anders als beim Winterschlaf schlummert er nicht bis zum Frühling durch, sondern wacht an milderen Tagen auf und geht auf Futtersuche.

Winterruhe: Während der Ruhephase verlangsamt sich zwar der Stoffwechsel, jedoch sinkt die Körpertemperatur nicht ab.
Auf seiner Speisekarte steht alles, was ihm in die Pfoten fällt: kleine Fische, Krebse, Frösche, Eidechsen, Salamander oder Mäuse. Er sammelt auch Nüsse und Obst oder sucht in Mülltonnen nach Essensresten. Gern bedient er sich auch an Vogel- und Katzenfutter. Bevor er jedoch etwas in die Schnauze steckt, betastet er es ausgiebig mit den Vorderpfoten. Denn sein Sehsinn ist wie bei allen nachtaktiven Tieren weniger stark ausgeprägt. Er verlässt sich lieber auf seine Nase und seine Pfoten.

Ausgeprägter Tastsinn: Waschbären sind sehr neugierig und untersuchen alles ganz genau. Wenn im Wasser die Pfoten aufquellen, fühlen sie sogar noch intensiver.
So richtig aktiv wird der Waschbär erst wieder, wenn der Frühling anbricht. Denn zwischen Januar und März ist Paarungszeit. Dann streifen die Männchen umher, um sich mit mehreren Weibchen zu paaren. Die Weibchen dagegen entscheiden sich nur für ein einziges Männchen.

Typisch Waschbär: Über den Augen tragen sie ein schwarzes Band mit weißem Absatz. Der buschige Schwanz ist schwarz-grau geringelt und endet wie eine Pinselspitze. Beim Laufen ist der Rücken hoch und rund, die Beine wirken überraschend lang. Waschbären sind hervorragende Kletterer.
Zwischen März und Mai bringt das Weibchen drei bis fünf Junge zur Welt. In der Anfangszeit vermeidet die Mutter Kontakt zu anderen Waschbären, denn bis auf den Vater reagieren männliche Waschbären aggressiv auf den Nachwuchs. Erst wenn die Jungen größer sind und sich schon verteidigen können, sucht die Waschbärin wieder nach Gesellschaft.

Gesellige Tierchen: Waschbären treffen sich an Futterplätzen, um gemeinsam zu spielen und zu schlafen. Verwandte Weibchen teilen sich oft Reviere und nicht verwandte Männchen schließen sich zu lockeren Gruppen zusammen. Da sie nachtaktiv sind, kann man sie oft in der Dämmerung beobachten.
Obwohl Waschbären bis zu 20 Jahre alt werden können, leben sie im Durchschnitt nur 2 bis 3 Jahre. Die meisten von ihnen erfrieren in ihrem ersten Winter oder werden überfahren oder erschossen. Jungen Waschbären wird vor allem der Uhu gefährlich.
Nichtsdestoweniger breiten sich die Waschbären in Europa kontinuierlich aus. 1934 setzte Forstmeister Wilhelm Freiherr Sittich von Berlepsch zwei Waschbärpärchen am Edersee in Hessen aus. Dazu kamen ausgebüxte Tiere aus Pelztierfarmen, sodass es genügend Tiere gab, um den Genpool gesund zu halten. Seitdem erobern sie den Kontinent. Ihre ursprüngliche Heimat ist Nordamerika.
Übrigens: Da der Waschbär besonders gern am Wasser jagt, sieht es so aus, als würde er seine Nahrung waschen. Das beobachteten bereits die Algonkin-Ureinwohner in Kanada, die den maskierten Schlawiner deshalb ahrah-koon-em nannten, der mit seinen Händen reibt, schrubbt und kratzt. Das englische Wort raccoon leitet sich davon ab, und im deutschen haben wir die Bedeutung übernommen.
Als die Europäer den Waschbären das erste Mal entdeckten, waren sie sich nicht sicher, zu welcher Tierfamilie er gehört, und ordneten ihn zunächst den Hunden zu. Deshalb gaben sie ihm den lateinischen Namen Procyon lotor, in Anlehnung an den Stern Procyon aus dem Sternbild Kleiner Hund. Heute wissen wir, dass der Waschbär zu den Kleinbären gehört.
Zum Weiterforschen:
- Procyon lotor. Waschbär, SWR Kindernetz
- Der Waschbär. Eingebürgerter Nachbar auf dem Vormarsch, NABU Deutschland
- Waschbär, Tierchenwelt
- Waschbär, Wikipedia
- Algonkin, Wikipedia
- Kleinbären, Wikipedia
- Kleiner Hund (Sternbild), Astronomiekiste
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